Startseite » Blog » Lebensräume gestalten – wie Du Dir gut tust, indem Du es Dir leichter machst, Dir gut zu tun

Lebensräume gestalten – wie Du Dir gut tust, indem Du es Dir leichter machst, Dir gut zu tun

Mit dem folgenden Beitrag möchte ich Dir eine neue Perspektive vermitteln auf Deine Bemühungen, gut für Dich selbst und andere zu sorgen. Mit dieser Perspektive kannst Du leichtere Wege hin zu einem (selbst-)fürsorglicheren Leben finden, die weit über die Optimierung Deines eigenen Verhaltens hinausgehen.

Ich liebe Selbsthilfebücher. Da ich schon als Teenager damit angefangen habe, sowas zu lesen, habe ich nicht mitgezählt, wie viele ich gelesen habe – es wird wohl schon im mittleren dreistelligen Bereich sein. Alle diese Bücher und Programme haben eines gemeinsam: Sie zielen darauf ab, Verhalten zu verbessern. „Ja… – was denn sonst?“ magst Du Dich jetzt fragen.

Woher ich meine ungewohnte Perspektive auf das Thema Gesundheit habe

Um zu erklären, was denn sonst noch möglich wäre außer Verhaltensoptimierung – und dabei zum gleichen Ziel führen könnte – möchte ich ein wenig ausholen. Die Grundidee, von der ich dabei ausgehe, stammt nämlich nicht von mir, sondern aus den Gesundheitswissenschaften. Den Masterstudienganz Gesundheitswissenschaften / Public Health (engl. für öffentliche Gesundheit) habe ich 2005 (recht erfolgreich) mit einer Masterarbeit abgeschlossen. Um hier nicht etwas zu beschreiben, was anderswo viel besser erklärt ist, möchte ich nur grob erklären, um was es meiner Wahrnehmung nach in den Gesundheitswissenschaften geht.

An was forschen Gesundheitswissenschaftler:innen?

Ganz vereinfacht ausgedrückt befassen sich Gesundheitswissenschaftler:innen im Gegensatz zu Mediziner:innen und Psycholog:innen nicht mit der Gesundheit des Körpers und der Seele, sondern mit der Gesundheit ganzer Bevölkerungsgruppen. Wir könnten auch sagen, dass sich Gesundheitswissenschaftler:innen mit der Gesundheit des „Volkskörpers“ und der „Volksseele.“ befassen. Das tun wir aber nicht wirklich, weil das Fuck Nazi-Deutschland diese ursprünglich mal sehr menschenfreundlichen Begriffe so krass pervertiert hat – aber das ist ein anderes Thema. Ich erwähne die Begriffe hier also nur zu Veranschaulichungszwecken.

Die zwei Hauptfragen der Gesundheitswissenschaften sind:

1. Wie können wir die Krankenversorgung günstiger und besser machen? – das ist die sogenannte Versorgungsforschung.

2. Wie können wir dafür sorgen, dass die Leute die Krankenversorung gar nicht erst so oft brauchen? – das ist die sogenannte Präventionsforschung.

Das Merkwürdige an den Gesundheitswissenschaften

Für mich war immer das Merkwürdige an den Gesundheitswissenschaften: Die Ideen und Erkenntnisse darin sind eigentlich so krass, weil sie so vielen Leuten so sehr das Leben verbessern helfen könnten – warum wird das dann nicht öffentlich gemacht? Warum kennt das alles kein Schwein?

Eine unbekannte, aber eigentlich spektakuläre Grundidee aus den Gesundheitswissenschaften

Die Grundidee, die mir in meiner Arbeit so wichtig ist, stammt aus der Präventionsforschung und lautet: Die Verhältnisse beeinflussen das Verhalten und umgekehrt – und beide beeinflussen unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. In den Gesundheitswissenschaften wird von der Unterscheidung zwischen Verhaltensorientierung und Verhältnisorientierung gesprochen. Wobei sich in Studien immer wieder zeigt, dass die verhältnisorientierten Maßnahmen und Projekte viel stärker und nachhaltiger wirken als die verhaltensorientierten Maßnahmen, die wir alle so gewohnt sind.

Verhältnis- versus Verhaltensorientierung an zwei Beispielen erklärt

Klingt erstmal etwas abstrakt für Dich jetzt? Lass mich Dir mit zwei Beispielen dabei helfen, das fühlen zu können, was ich meine.

Beispiel a) Waldbaden: Stell Dir vor, Du hattest einen stressigen Tag und betrittst jetzt einen Wald, mit riesigen alten Eichen und Buchen, es ist still dort und die Luft ist klar und duftet nach Erde und Laub und Leben. Zu hören sind nur der Wind in den Blättern, eine Hummel, die in Deiner Nähe vorbeifliegt und ein paar Vögel, etwas weiter weg.

Jetzt stell Dir vor, Du kommst nach diesem Waldbesuch hungrig nach Hause. Du hast die Wahl zwischen Salat und Fritten. Würdest Du nicht eher den Salat nehmen nach so einem Waldbesuch als ohne den Waldbesuch sonst meist die Fritten?

Beispiel b) Konzert: Stell Dir vor, Du bist auf einem Konzert. Die Musik, die gerade gespielt wird hat einen Text, der eine liebe- und verständnisvolle Haltung Menschen gegenüber zum Ausdruck bringt. Du singst mit, wie alle um Dich herum auch. Ihr bewegt Euch alle gemeinsam im Takt der Musik.

Jetzt stell Dir vor, Du fährt nach dem Konzert mit dem Auto heim und jemand nimmt Dir die Vorfahrt. Würdest Du nach diesem Konzert vielleicht eher als sonst nachsichtig drüber schmunzeln, anstatt in Deinem Auto laut über die Person in dem anderen Auto zu fluchen?

Die Einflüsse unserer Umgebungen auf uns und unsere Verhaltensweisen

Was Du da spürst ist: Unsere Umgebungen beeinflussen nicht nur unser Wohlbefinden, sondern auch unser Gesundheitsverhalten. Im ersten Beispiel ist das ein eher materieller auf ein eher körperliches Verhalten, im zweiten Beispiel ein eher immaterieller Einfluss auf ein eher soziales Verhalten. Beide Male brauchte es für die gesündere Entscheidung – Salat statt Fritten und Nachsicht statt Wutausbruch – keine Willenskraft, ja nicht mal eine bewusste Entscheidung sogar. Sondern einfach nur den Einfluss der beiden Umgebungen, der physischen und der sozialen Umgebung.

Unsere Einflüsse auf unsere Umgebungen

Sich in Umgebungen wiederzufinden, die einen dabei unterstützen, das Beste aus einem heraus zu holen ist kein Zufall. Wir können entweder solche wohltuenden Umgebungen bewusst aufsuchen – wie z.B. den Wald oder auch das schöne Konzert – oder aber unsere Umgebungen so verändern, dass sie uns zu gesünderen Entscheidungen verleiten. Die Weltgesundheitsorganisation hat dazu mal den berühmten Slogan gesprägt: Make the healthier choice the easier choice – zu deutsch: Mach die gesündere Wahl zur einfacheren Wahl.

Das zwei-Zwiebelhälften-Modell

Um das Potenzial von diesem Ansatz sehen zu können, möchte ich Dir ein zwei-Zwiebel-Hälften-Modell von einander umschließenden Umgebungen vorstellen – nebst einem kurzen Beispiel für Einflussnahme-Möglichkeiten. Die eine Zwiebelhälfte stellt die materielle , die andere Zwiebelhälfte die immaterielle Umgebung dar.

Unterscheidung nach dem Grad der Einflussnahmemöglichkeiten

Eine weitere Unterscheidung ist die nach dem Grad Deiner Einflussnahmemöglichkeiten. Am einen Ende gibt es Umgebungseinflüsse, die Du ganz alleine beeinflussen kannst. Nehmen wir als Beispiel innerhalb des Bereiches Ernährung den Bereich des Trinkens: Wenn Du alleine lebst, kannst Du ganz alleine beeinflussen, was Du für Getränke im Haus hast und dich damit nicht in Versuchung bringst in einem schwachen Moment etwas zu trinken, was Du nicht oder seltener trinken wolltest, wie etwa braungefärbtes Zucker-/Aspartamwasser oder Alkohol. Was Du am anderen Ende gar nicht mehr alleine beeinflussen kannst ist, ob bzw. wie viel Bisphenol A (BPA) sich in dem Trinkwasser befindet.

Unterscheidung nach Grundbedürfnissen

Bei unserem Modell hier geht es um Gesundheit – und Gesundheit definiere ich als das Potenzial sich selbst und anderen Grundbedürfnisse erfüllen zu können. Also lassen sich die Einflüsse der jeweiligen Umgebungen, also der beiden Zwiebelschalen auch noch mal nach den Grundbedürfnissen unterscheiden. Es lassen sich materielle von immateriellen Grundbedürfnissen unterscheiden.

Auf der materiellen Seite finden sich die drei Grundbedürfnisse

  1. Ernährung
  2. Bewegung und
  3. Schlaf/Erholung

Auf der immateriellen Seite lassen sich mit dem nach meinem Kenntnisstand einfachsten wissenschaftlichen Grundbedürfnis-Modell – aus der sogenannten Selfdetermination-Theory ( dt. Selbstbestimmungstheorie) nach Decy und Ryan – ebenfalls drei Grundbedürfnisse unterscheiden:

  1. Kompetenz – also so etwas wie Sachen, die mir wichtig sind gut machen zu können
  2. Autonomie – freiwillig über das eigene Verhalten entscheiden zu können
  3. Soziale Eingebundenheit – sich mit anderen verbunden fühlen zu können

Unterscheidung nach Nähe zu Dir

Wir fangen innen in der Zwiebel an, die alle Deine Umgebungen umfasst. Dabei machen wir eine Art Gedankenexperiment: Wir stellen uns vor, es gäbe in Dir so etwas wie einen Funken von reinem Bewusstsein. Ich sage ganz bewusst: Das ist ein Gedankenexperiment zu Veranschaulichungszwecken. Ob es so etwas wirklich gibt, ist hier nicht die Frage.

Deine innersten zwei Zwiebelhälften: Körper und Geist

Aus der Perspektive des von uns jetzt mal als real angenommenen reinen Bewusstseins sind die innersten zwei Zwiebelhälften auf der einen Seite Dein Körper und auf der anderen Seite Deine für Dich typischen Gedanken und Emotionen.

Beispiel für ganz innen, materiell: Wenn Du gerade sitzt, während Du das hier liest – wie ist Deine Körperhaltung dabei? Magst Du mal nachspüren, ob Du Deinen Körper wirklich so hälst, dass es dem angenommenen Funken reinen Bewusstseins darin möglichst angenehm ist, sich in Deinem Körper wiederzufinden? Magst Du mal ausprobieren, ob Du etwas verändern könntest, damit das Gefühl in Deinem Körper zu sein noch angenehmer ist. Und wie atmest Du gerade? Magst Du mal ausprobieren, wie anders es sich fühlt, wenn Du Dir erlaubst, den Atem zu vertiefen und dafür den Ausatem länger laufen zu lassen als sonst und die neue Einatmung nicht herein zu saugen, sodnern einfach zu zu lassen?

Beispiel für ganz innen, immateriell: Hier kann es unter anderem darum gehen, wie Du Dich zu Dir selbst stellst. Kennst Du das, wenn Du jemand anderen tröstest und dabei liebevoller dieser Person gegenüber bist als Du es in der gleichen Situation dir selbst gegenüber wärest. Kannst Du also wirklich liebevoll mit Dir selbst sprechen? Oder bist Du für gewöhnlich eher streng und kritisch und antreiberisch Dir selbst gegenüber?

Deine zweitinnersten zwei Zwiebelhälften: Deine Wohnung und die Ordnung in Deiner Wohnung

Die nächste Ebene ist Dein Zuhause. Materiell gesehen könntest Du hier z.B. ein Homegym, einen Meditationsraum und eine Sauna haben – oder sogar soetwas wie einen Tanzraum mit einer tollen Musikanlage, einem Schwingboden und wandhohen Spiegeln. Das würde es Dir leichter machen

Immateriell geht es hier um die Beziehung der Dinge zueinander. Kennst Du das, wenn Du zu Gast in einem perfekt eingerichteten Hotel bist, das aber funkelnagelneu ist und irgendwie sich dabei so leer und kühl anfühlt? Und wenn Du im Gegensatz dazu in Deinem alten Lieblingscafe bist, dass es schon seit Jahrzehnten gibt, wo die ganze Einrichtung schon etwas Patina und dabei vor allem Geschichte hat? Wo hälst Du dich lieber auf?

 

 

 

 

Ein Gedanke zu „Lebensräume gestalten – wie Du Dir gut tust, indem Du es Dir leichter machst, Dir gut zu tun“

  1. Hallo Herr Yves Douma ,ich finde den Artikel sehr gut.Ich würde gerne auf die Frage beantworten :Ich würde mich in meinem kleinen Lieblingscafe wohl fühlen, mit Respekt E .G

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert